Was ist die Komplikation einer mechanischen Uhr?
In der Uhrmacherei spricht man von einer „Komplikation“ der Uhr, wenn ihr mechanisches Kaliber mehr kann als die Stunden, Minuten und vielleicht noch Sekunden anzuzeigen. Für alle Zusatzfunktionen werden weitere Schaltwerke und mehr Einzelteile benötigt – das macht das Uhrwerk komplizierter. Man unterscheidet zwischen großen Komplikationen und kleinen Komplikationen. Mechanische Uhren, die mit einer Reihe von aufwändigen Extrafunktionen ausgestattet sind, bekommen den Zusatz „Grandes Complications“, wobei nicht allgemeingültig definiert wurde, wie viele Funktionen eine Uhr haben muss, um diesen Titel tragen zu dürfen.
Welche Arten von Komplikationen gibt es bei mechanischen Uhren?
Als große Komplikationen werden vergleichsweise aufwändige Zusatzfunktionen bezeichnet wie Chronograph, Tourbillon, Armbandwecker, Repetitionsschlagwerk oder Ewiger Kalender. Zu den kleinen Komplikationen mechanischer Uhren gehören die Anzeige des Datums und vielleicht auch des Wochentags in einem Zifferblattausschnitt sowie die Anzeige der verbleibenden Gangreserve – also des Spannungszustands der Zugfeder – auf dem Zifferblatt. Auch die bei Taucheruhren unverzichtbare Drehlünette, die Mondphasenanzeige und die Anzeige einer zweiten Zeitzone oder die Weltzeitfunktion sind einfachere und im Alltag sehr nützliche Zusatzfunktionen.
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Gängige Komplikationen
Datum
Was ist die Datumsanzeige bei einer mechanischen Uhr?
Die Datumsanzeige ist eine kleine Komplikation, die bei mechanischen Damen- und Herrenuhren sehr beliebt ist und anzeigt, der wievielte Tag eines Monats gerade ist. Das erste Patent auf eine Datumsanzeige wurde 1915 in der Schweiz angemeldet. Für die Darstellung des Datums gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beim traditionellen Zeigerdatum wird der aktuelle Tag von einem zentral angebrachten großen Zeiger auf einer Skala am äußeren Zifferblattrand oder von einem dezentral angebrachten kleinen Zeiger auf einem Hilfszifferblatt angezeigt. Das Großdatum wird mit Hilfe von zwei Zahlenscheiben dargestellt, die mit einem Abstand von etwa 0,15 Millimetern übereinander kreisen.
Die Manufaktur Glashütte Original wiederum hält das Patent auf das Panoramadatum, bei dem zwei unterschiedlich große, konzentrische Scheiben nebeneinanderliegen, ohne sich zu berühren. Auf der kleinen, linken Scheibe stehen die Ziffern 0 bis 3 und rechts davon auf der großen Scheibe die Ziffern 0 bis 9. Die häufigste Form der Datumsanzeige ist indessen das Datumsfenster, das meist bei 3 oder 6 Uhr angeordnet ist. Auf der darunterliegenden Datumsscheibe stehen die Ziffern 1 bis 31. Die Schweizer Uhrenmarke Rolex führte 1956 das Modell Day Date ein, bei dem in einem eigenen Zifferblattfenster auf 12-Uhr zusätzlich der komplett ausgeschriebene Wochentagsname angezeigt wird, und zwar in mehreren Sprachoptionen.
NOMOS Glashütte hat eine eigene Datumsanzeige entwickelt, die ebenfalls patentiert wurde: Auf einem um das Werk herumgelegten Datumsring rahmen zwei farbige Markierungen den aktuellen Tag ein.
Wie funktioniert der Datumsmechanismus bei einer mechanischen Uhr?
Das Minutentrieb in der Mitte des Uhrwerks ist über eine Reihe von Zahnrädern mit der Datumsscheibe verbunden und steuert den Datumswechsel. Wenn das Datum genau um Mitternacht umspringt, nennt man das uhrmacherisch eine augenblickliche Schaltung: Um null Uhr rückt die Datumsscheibe innerhalb von wenigen Millisekunden eine Zahl weiter. Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte halbaugenblickliche Schaltung, bei der sich die aktuelle Datumszahl etwa 30 Minuten vor Mitternacht langsam aus dem Datumsfenster herausbewegt und gegen Mitternacht auf den nächsten Tag wechselt.
Was ist die Sperrzeit des Datumsmechanismus bei mechanischen Uhren?
Das Datum einer mechanischen Uhr schaltet zwischen 21 Uhr und 3 Uhr auf den nächsten Tag. In diesem Zeitraum greifen die Uhrwerksteile in die Zahnräder der Datumsschaltung ein. Die Datumsschnellverstellung über die Krone sollte während dieser Sperrzeit nicht betätigt werden, da das Uhrwerk sonst beschädigt werden könnte.
Das NOMOS-Kaliber DUW 6101
Seit im Jahr 1845 die ersten Uhrmacher und Uhrmacherinnen in Glashütte ihre Arbeit aufnahmen, werden in dieser kleinen Stadt im Südosten Deutschlands neue Standards für die gesamte Uhrenindustrie gesetzt. Hochpräzise Fertigungstechnik und computergestützte Entwicklungs- und Simulationssoftware ermöglichen es Konstrukteuren heute, bei der Uhrwerksentwicklung neue Wege zu gehen. Ein Beispiel für innovative Uhrwerke der nächsten Generation ist das NOMOS-Automatikkaliber DUW 6101 der Deutschen Uhrenwerke NOMOS Glashütte mit doppelt patentiertem Datumsmechanismus. NOMOS Glashütte hält sowohl ein Patent auf die Datumsanzeige mit den beiden farbigen Markierungen, die auf dem Datumsring die Runde machen („Update“-Anzeige) als auch auf den Mechanismus der Datumsschaltung mit Hilfe einer Programmscheibe.
Anordnung des Datumsrings
Bei DUW 6101 ist die Datumskomplikation nicht wie bei anderen Kalibern auf das Uhrwerk aufgesetzt, sondern ins Werk integriert, und der Datumsring wird außen um das Werk herumgelegt. Gestalterisch ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten und auf der umlaufenden Datumsanzeige sieht man nicht nur einen Tag, sondern gleich den ganzen Monat.
Datumsschnellverstellung in beide Richtungen
Die meisten Kaliber korrigieren das Datum nur in eine Richtung: nach vorne. Angenommen, eine Armbanduhr ist am 2. Juli stehengeblieben und soll am 1. August richtig eingestellt werden, müsste man das Datum 30 Tage vorrücken lassen. NOMOS Glashütte hat für das neomatik-Kaliber DUW 6101 die beidseitige Datumsschnellkorrektur entwickelt, mit der man die Tage auch rückwärts einstellen kann – eine Erweiterung mit hohem Nutzen! Und so funktioniert die beidseitige Datumsschnellverstellung von NOMOS Glashütte: Die Krone ist über eine Getriebekette mit dem fünfarmigen Korrektorrad verbunden. Wird sie in die zweite Position gezogen, bewegt sich das Korrektorrad bei Drehung der Krone nach links oder rechts gleichermaßen und der Datumsring wird um eine Zahl vor- oder zurückgedreht.
Verkürzte Sperrzeit
Das NOMOS-Datumskaliber DUW 6101 hat im Vergleich zu herkömmlichen Uhrwerken mit Datumskomplikation eine verkürzte Sperrzeit. Das Datumsschaltrad des hochpräzisen Automatikkalibers ist kleiner und dreht sich in 24 Stunden nicht nur einmal, sondern vier Mal – und auch viermal so schnell. Erst bei der vierten Umdrehung aktiviert ein kleines Rädchen mit drei abgerundeten Kanten (Programmscheibe genannt) einen Schaltfinger, der dann in die Datumsscheibe eingreift und diese eine Position weiterbewegt. Die schnellere Drehung des Datumsschaltrads bewirkt eine deutlich verkürzte Sperrzeit – für die Datumsschaltung braucht das neomatik-Kaliber nur etwa 30 Minuten, die Sperrzeit beträgt nicht sechs Stunden, sondern 90 Minuten.
Schutz des Uhrwerks während der Sperrzeit
Und was passiert, wenn man die Sperrzeit doch einmal vergisst und versucht, das Datum zu stellen, während sich Uhrwerk und Datumsschaltung im Eingriff befinden? Beim Drehen der Krone wird nichts passieren, denn für diesen Fall wurde zum Schutz des Uhrwerks in DUW 6101 eine Drehmomentkupplung eingebaut – beim Drehen der Krone merkt man lediglich, dass aufgewendete Kraft ins Leere läuft. Das Triebrädchen der Kupplung wird mit einer Feder permanent auf das Korrektorrad gepresst. Um Mitternacht ist der Schaltfinger im Eingriff mit der Datumsscheibe. Wenn jetzt die Krone betätigt wird, löst die Kupplung ab einem gewissen Drehmoment aus, die beiden Ebenen drehen sich getrennt voneinander, sodass der Datumsmechanismus nicht beschädigt werden kann.
Uhren mit Datumsmechanismus
Gangreserveanzeige
Was ist die Gangreserve bei einer mechanischen Uhr?
Die Gangreserve ist die Energie, die in der Zugfeder einer mechanischen Uhr jeweils noch gespeichert ist. Die Gangreserveanzeige macht den aktuellen Stand dieses Speichers, dieser Reserve, auf dem Zifferblatt sichtbar und weist darauf hin, wann die Uhr wieder aufgezogen bzw. im Fall von Automatikuhren wieder bewegt werden muss. Gestalterisch gibt es viele Möglichkeiten, die Restspannung der Zugfeder anzuzeigen: Die verbleibende Laufzeit kann in Stunden beziffert werden, ein Zeiger kann den Energiestand auf einer Skala von Voll bis Leer angeben, und es gibt auch lineare Darstellungen mit Maßstrichen, um nur einige zu nennen.
Als Zusatzfunktion von Armbanduhren für den zivilen Gebrauch wurde diese Komplikation mit Aufkommen der Automatikuhren Mitte des letzten Jahrhunderts populär. Sie lieferte den sichtbaren Beweis, dass rotorbetriebene Kaliber sich durch Bewegung tatsächlich von selbst wieder aufziehen. Heute hat man sich an Selbsttätigkeit von Mechanismen längst gewöhnt und schätzt Gangreserveanzeigen eher bei Handaufzugsuhren als Erinnerungen daran, sie rechtzeitig wieder aufzuziehen. Wie nach dem Tanken kann man sich dann daran freuen, dass die Anzeige auf „Voll“ geht.
Wie funktioniert die Gangreserveanzeige bei mechanischen Uhren?
Um die Energiereserve im Federhaus auf dem Zifferblatt einer Uhr anzuzeigen, muss die Anzeige mit dem Aufzugsmechanismus im Federhaus verbunden sein, üblicherweise über ein Getriebe. Wenn sich die Spannung der Aufzugsfeder erhöht (durch die Bewegung der Automatikuhr oder Drehen an der Krone der Handaufzugsuhr), wird der Anzeigemechanismus beeinflusst. Je nach Gestaltung wandert dann ein Zeiger in Richtung der Maximalangabe oder die steigende Spannung wird in Ziffern übersetzt. Wenn sich die Feder entspannt, kehrt sich die Bewegung des Gangreserveanzeige-Mechanismus entsprechend um.
Die patentierte Gangreserveanzeige der mechanischen Uhren von NOMOS Glashütte
Uhren mit Gangreservemechanismus
Weltzeitanzeige
Was ist die Weltzeit?
Die Erde ist in 24 Zeitzonen unterteilt, die sich jeweils um eine Stunde unterscheiden. Von West nach Ost rückt die Zeit alle 15 Grad eine Stunde vor – wobei es auch Länder gibt, die sich eigene Zeitzonen gegeben haben. Aber die überwiegende Zahl der Staaten folgt dem einheitlichen System, das im Jahr 1884 den Sonnenhöchststand über dem englischen Greenwich als Nullmeridian festlegte (GMT: Greenwich Mean Time) und die Praxis der unzähligen Ortszeiten in der ganzen Welt allmählich ablöste. Notwendig geworden war dies vor allem durch die wachsende Bedeutung der Eisenbahn. Um Fahrzeiten und Ortszeiten aufeinander beziehen zu können, hatten amerikanische Eisenbahnlinien zunächst eigene Zeitsysteme eingeführt – was dazu führte, dass Bahnhöfe, die von mehreren Linien angefahren wurden, auch mehrere Uhren haben mussten. In Deutschland kam es 1893 zu einer Vereinheitlichung der Ortszeiten und einem Anschluss an die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die sich vom Nullmeridian um + 1 Stunde unterscheidet. Zuvor hatten die Eisenbahnzeiten allein in den Regionen des Südwesten des Landes um bis zu 20 Minuten differiert. Und beim länderübergreifenden Umrunden des 536 Quadratkilometer großen Bodensees etwa mussten Reisende ihre Uhrzeit sogar fünfmal aktualisieren.
Wie funktioniert die Weltzeitanzeige bei mechanischen Uhren?
Uhren mit Weltzeitanzeige weisen auf dem Zifferblatt alle 24 Zeitzonen der Erde am Beispiel von mindestens einer Referenzstadt aus. Dabei gibt es verschiedene Darstellungsmöglichkeiten. So kann ein Städtering außen um das Zifferblatt gelegt sein, über einen Drücker oder über die Krone angesteuert und mit der jeweils dort gültigen Uhrzeit verbunden werden, die etwa auf einem Hilfszifferblatt angezeigt wird. Oder die Städtescheibe lässt sich in Abhängigkeit zur Ortszone so auf dem Zifferblatt ordnen, dass alle Zeitzonen auf einmal präsentiert werden können. Auch über eine drehbare Lünette kann der Weltzeitmechanismus justiert werden.
Zusätzliche Funktionen informieren darüber, ob es an den jeweiligen Orten gerade Tag oder Nacht ist oder ob vielleicht Sommerzeit herrscht. Und selbstverständlich sind die Repräsentantenstädte der jeweiligen Zonen nicht bei allen mechanischen Uhren dieselben, sondern auch diese Auswahl ist eine schöne Möglichkeit, Weltwahrnehmung zum Ausdruck zu bringen oder bestimmte Personenkreise anzusprechen. Ob bei beruflicher Internationalität, auf Reisen oder um eine weit verstreut lebende Familie im Geiste zu begleiten – die Weltzeitfunktion ist eine nützliche und verbindende Komplikation, deren Bedienung stets auch spielerischen Charakter hat.
Der Weltzeitmechanismus der mechanischen Uhren von NOMOS Glashütte
Das NOMOS-Kaliber mit Weltzeitfunktion und eigenem Assortiment NOMOS-Swing-System ist das Automatikwerk DUW 5201. Es hat einen Städtering und enthält eine 24-Stunden-Anzeige für die Angabe der Uhrzeit an den Orten, an denen man sich nicht befindet, sodass man sofort orientiert ist, ob dort gerade Tag oder Nacht ist. In zwei Modellen kommt das Weltzeitkaliber zum Einsatz:
In Tangomat GMT, wird der Weltzeitmechanismus als flexible zweite Zeitzone ausgespielt: Die 24-Stunden-Anzeige wird mit der Uhrzeit in der „Heimat“ synchronisiert, also mit dem Ort, an dem man sich gerade nicht befindet, dessen Zeit man aber im Auge behalten will. Die Zeiger von großem Zifferblatt und der Sekundenausdrehung indessen geben den Stand von Stunde, Minute und Sekunde der Zeitzone an, in der man sich aufhält – und dessen repräsentative Stadt mit ihrem Flughafenkürzel in einem Fenster genannt wird. Beim Reisen durch die Zeitzonen kann man die Uhr mit einem einfachen Drückerklick jeweils aktuell halten, Städteanzeige und Stundenzeiger springen dann gemeinsam eine Stunde vorwärts.
Eine Gesamtansicht auf dem Zifferblatt bietet indessen die NOMOS-Automatikuhr Zürich Weltzeit. Auch hier wird die jeweilige Heimat- oder dauerhafte Referenz-Zeit einmal eingestellt, während die jeweils aktuelle Zeit des Ortes der Welt, an dem man sich befindet, per Drückerklick beliebig geändert werden kann. Die Stellung der großen Zeiger richtet sich dabei danach, welcher Städtename auf 12 Uhr zu lesen ist – die Städtescheibe und die Stundenzeiger bewegen sich gemeinsam, sodass man mit dieser eleganten mechanischen NOMOS-Uhr mit Automatikwerk global immer orientiert bleibt.
Uhren mit Weltzeitfunktion
Mondphasenanzeige
Wie funktioniert die Mondphasenanzeige bei mechanischen Uhren?
Die einfachste Steuerung der Mondphasenanzeige im Uhrwerk funktioniert mit einer Scheibe, auf der zwei Monde abgebildet sind, und die von einem Zahnrad angetrieben wird, das zweimal 29,5, also 59 Zähne hat, sodass eine vollständige Umrundung zwei Mondzyklen entspricht. Der Vorteil einer in ganzen Tagen vorrückenden Scheibe ist, dass sich die Schaltung an den Datumsmechanismus koppeln lässt. Die verbleibenden Minuten der echten Mondphase addieren sich im Laufe von etwa drei Jahren zu einem Tag, der dann von Hand korrigiert werden muss. Selbstverständlich gibt es auch Konstruktionen, die sich größere Genauigkeit zum Ziel gesetzt haben und dann alle hundert oder in Einzelfällen sogar nur alle tausend Jahre korrigiert werden müssen. Oder anspruchsvolle ästhetische Umsetzungen, die den Lauf des Mondes bei Tag und Nacht oder in der Umgebung des Sternenhimmels der südlichen oder nördlichen Hemisphäre zeigen. Die Faszination, die davon ausgeht, mit mechanischen und künstlerischen Mitteln, das Himmelsgeschehen ans Handgelenk zaubern zu können, ist groß.
Was ist die Mondphasenanzeige bei einer mechanischen Uhr?
Die Mondphasenanzeige ist eine kleinere Komplikation mechanischer Uhrwerke, die auf dem Zifferblatt deutlich machen, ob – und wann – als nächstes Voll- oder Neumond bevorsteht. In astronomischen Großuhren wurde der Mondzyklus schon ab dem 15. Jahrhundert dargestellt. Denn obwohl der Mond dem Monat seinen Namen gab, hat er sich nicht an die festgelegten Längen desselben angeglichen, sondern braucht für einen Zyklus seit jeher 29 Tage, zwölf Stunden, 44 Minuten und 3 Sekunden, also etwa 29,5 Tage. Um auch bei bewölktem Himmel jederzeit wissen zu können, in welcher Phase sich der Mond befindet, ist eine mechanische Anzeige daher hilfreich. Und wegen der dekorativen Möglichkeiten, die sich daraus für die Uhrengestaltung ergeben, war diese Komplikation mit Aufkommen der Armbanduhren im 20. Jahrhundert insbesondere bei der Herstellung von Damenuhren von Anfang an sehr beliebt.
Große Komplikationen
Einige Komplikationen wurden aus einer Notwendigkeit heraus entwickelt, die inzwischen nicht mehr besteht. Trotzdem sind sie nach wie vor wichtige Bestandteile der mechanischen Kaliber von Luxusuhren, denn Tourbillon, Minutenrepetition oder eine Rattrappante – oder auch Schleppzeiger: ein zweiter, stoppbarer Sekundenzeiger bei Chronographen – stellen das Können der Uhrmacherinnen und Uhrmacher einer Manufaktur unter Beweis und feiern die Faszination komplexer Mechanik.
Tourbillon
Was ist ein Tourbillon bei einer mechanischen Uhr?
Ein Tourbillon ist eine anspruchsvolle Komplikation einer mechanischer Uhr, die ermöglicht, dass sich das Schwingsystem des Uhrwerkes während des Betriebs um seine eigene Achse dreht. Patentieren ließ sich diese Idee im Juni 1801 der französische Uhrmacher Abraham Louis Breguet. Über Jahre hatte er sich mit den Auswirkungen der Schwerkraft auf das Schwingsystem von Taschenuhren beschäftigt. Taschenuhren wurden damals vorwiegend in einer Position getragen, in vertikaler Lage in der Hosen- oder Westentasche, wodurch der Schwerpunkt der Unruh bedeutsam wurde: eine Stelle am Unruhreif strebte dem Erdmittelpunkt entgegen, die Rotation der Unruh wurde beschleunigt oder gebremst und es kam zu Gangabweichungen.
Breguet löste dieses Problem, indem er das Assortiment in ein Drehgestell montierte, auch Tourbillonkäfig genannt. Dort rotierte es einmal pro Minute um seine eigene Achse, was die negative Auswirkung des Schwerpunktes kompensierte – ein Durchbruch in Sachen Präzision von mechanischen Uhren. Armbanduhren, die am Handgelenk ja ständig in alle Richtungen bewegt werden, brauchen kein Tourbillon. Dennoch wurde diese technisch aufwändige und zunächst für Handaufzugswerke entwickelte Komplikation von den Manufakturen stetig weiterentwickelt und sogar in Automatikwerke eingepasst – aus purer Lust daran, dass man es kann. Auch NOMOS Glashütte konstruierte und fertigte im Jahr 2007 ein eigenes Tourbillon, und zwar für eine Handaufzugsuhr in Tonneauform der Wempe Chronometerwerke (Referenz WG74 0001).
Minutenrepetition
Was ist die Minutenrepetition bei einer mechanischen Uhr?
Die Minutenrepetition ist eine Komplikation mechanischer Uhrwerke, die die Uhrzeit hörbar macht. Noch bevor in den 1960er-Jahren für Zifferblätter von Uhren Leuchtmassen verwendet wurden (die Radium und Tritium enthalten), entwickelten die Londoner Uhrmacher Edward Barlow und Daniel Quare Anfang des 17. Jahrhunderts das Repetitionsschlagwerk, das die Zeit in akustische Signale umwandelte – ein großer Vorteil, wenn man das Zifferblatt im Dunkeln nicht sehen konnte. Abraham Louis Breguet entwickelte diese Erfindung 1783 mit der Tonfeder weiter.
Die ersten Armbanduhren mit Minutenrepetition wurden ab 1910 gefertigt. Bis heute hat sich an ihrer Funktionsweise nichts geändert. Neben einem Laufwerk für die Uhrzeit sind diese Zeitmesser mit einem unabhängigen Räderwerk, dem Schlagwerk, ausgestattet, dessen Zugfeder gespannt wird, sobald man den Schieber am Gehäuse betätigt: Dann werden kleine Hämmerchen aktiviert, die die Uhrzeit akustisch darstellen. Uhren mit Repetition erfassen die Zeigerposition, verarbeiten sie und geben je nach Zeigerstellung ein anderes akustisches Signal aus – und das ganz ohne Elektronik, nur mit Hilfe von Rädern, Nocken und Federn.
Ewiger Kalender
Was ist der Ewige Kalender bei einer mechanischen Uhr?
Der Ewige Kalender ist eine Komplikation mechanischer Uhren, die in der Lage ist, bei der Datumsanzeige unterschiedliche Monatslängen und auch Schaltjahre zu berücksichtigen. Ein Ewiger Kalender muss nur dann von Hand nachjustiert werden, wenn das Schaltjahr einmal ausfällt, um die Zählung der Kalenderjahre an den tatsächlichen Jahreslauf anzupassen, wie es das nächste Mal im Jahr 2100 der Fall sein wird. Die ersten Taschenuhren mit Ewigem Kalender wurden im 18. Jahrhundert gefertigt, das Privileg der ersten Präsentation dieser Besonderheit spricht die Geschichtsschreibung dem englischen Uhrmacher Thomas Mudge für das Jahr 1764 zu. 1925 brachte die Firma Patek Philippe die erste Armbanduhr mit Ewigem Kalender auf den Markt. Ein Ewiger Kalender benötigt eine Vielzahl von Rädern, Trieben, Hebeln und Scheiben und ist nicht so einfach zu stellen beziehungsweise zu korrigieren. Bei dieser Komplikation empfiehlt sich daher ein Automatikwerk – und auch die Anschaffung eines Uhrenbewegers, um bis Februar 2100 nichts als Freude an der Uhr haben zu können.
Chronograph
Was ist ein Chronograph?
Ein Chronograph ist eine Armbanduhr mit Zeitstopp-Funktion. Über einen oder zwei Drücker außen am Gehäuse wird ein eigener Zeiger in Bewegung gesetzt, gestoppt und wieder auf Null gesetzt. Anders als bei der Stoppuhr kann man mit einem Chronographen eine Zeitspanne unabhängig von der Anzeige der Uhrzeit erfassen: Die gestoppte Zeit wird am Sekundenzeiger auf kleinen Hilfszifferblättern – auch Totalisatoren genannt – abgelesen. Auf den Hilfszifferblättern lassen sich auch Minuten und Stunden anzeigen. Der Flyback-Chronograph ist eine Weiterentwicklung des Chronographen und verkürzt den Stoppvorgang. Mithilfe des zweiten Drückers kann man den Zeiger sofort auf Null zurücksetzen. Es gibt auch Chronographen, die mit einem Höhenmesser oder einem Kompass ausgestattet sind.
Uhrmacherische Erfindungen haben oft viele Eltern. Als Funktion für die astronomische Forschung schuf der französische Uhrmacher Louis Moinet 1816 einen sogenannten Terzzähler (Compteur de Tierces), fünf Jahre später testete sein Kollege und Landsmann Nicolas Rieussec beim Pferderennen an den Champs du Mars einen Chronographen, mit dem er nicht nur die Siegerzeit stoppen konnte, sondern auch die Werte der weiteren Teilnehmer. Den Flyback-, also Rückstellungsmechanismus ließ sich dann 1862 der Schweizer Uhrmacher Adolphe Nicole patentieren.