Die nobelpreisgekrönte Nothilfeorganisation Ärzte ohne Grenzen kämpft weltweit gegen die Folgen von Epidemien, Naturkatastrophen, Flucht und Vertreibung. Florian Westphal ist Geschäftsführer der deutschen Sektion, die NOMOS Glashütte derzeit mit einer neuen limitierten Sonderedition von Modell Tangomat unterstützt – 250 Euro einer jeden verkauften Uhr fließen direkt in die Nothilfe. Hier berichtet Florian Westphal über seine Arbeit und die erfolgreiche Kooperation mit NOMOS Glashütte, die bereits seit 2012 besteht.

Herr Westphal, mechanische Uhren und Hilfe: Passt das zusammen?

Florian Westphal: Auf den ersten Blick scheint das nicht viel miteinander zu tun zu haben. Aber ich finde, dass wir es mit unserem Kooperationsmotto „Zeit fürs Leben“ ganz gut auf den Punkt bringen. Denn gemeinsam retten NOMOS Glashütte und Ärzte ohne Grenzen Leben.

In wenigen Sätzen für jemanden, der die Organisation vielleicht noch nicht kennt: Was macht Ärzte ohne Grenzen?

F. W.: Wir sind eine weltweite medizinische Nothilfeorganisation. Dort, wo Kriege, Epidemien oder Naturkatastrophen das Leben vieler Menschen bedrohen, sind wir aktiv. Die Spanne unserer medizinischen Aktivitäten ist groß: Unter anderem impfen wir Babys, bekämpfen Mangelernährung bei Kindern, helfen Opfern sexueller Gewalt und betreiben Kriegschirurgie. Wir helfen Menschen in Not, ohne nach Herkunft, Religion oder politischer Überzeugung zu fragen. Wir sind unabhängig von Staaten und wirtschaftlichen Interessen und unparteilich.

Was können Sie konkret mit 250 Euro tun – haben Sie Beispiele für uns?

F. W.: Da fällt mir einiges ein. Während eines Projektbesuches für Ärzte ohne Grenzen war ich in der Demokratischen Republik Kongo in einem Krankenhaus, in dem wir vor allem Kinder behandelten, die an Malaria erkrankt waren. Mit 250 Euro können wir zum Beispiel 1.470 Kinder mit den entsprechenden Medikamenten behandeln. Oder wir könnten 118 Familien dort mit einem Moskitonetz versorgen, um sie vor den Mücken zu schützen. Im Jemen können wir mit 250 Euro die Narkosen für zehn Menschen ermöglichen, die operiert werden müssen. Oder wir können 450 Menschen, die vor der Gewalt in Lager geflohen sind, drei Monate lang mit den wichtigsten Medikamenten versorgen.

Einsatz im Südsudan: Hier wird gerade eine Patientin zum Krankenwagen transportiert.

Kann ein NOMOS-Kunde, der eine solche Uhr kauft, sicher sein, dass das Geld dort landet, wo es gebraucht wird?

F. W.: Ärzte ohne Grenzen hat 2018 von jedem Spendeneuro rund 87 Cent in unsere weltweiten Hilfsprojekte gegeben. Seit Jahren führen wir das DZI-Spendensiegel, das einen verantwortungsvollen Umgang mit Spendengeldern bescheinigt.

Wo wird die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen derzeit am dringendsten benötigt, und was tun Sie vor Ort?

F. W.: Derzeit beschäftigt uns unter anderem die Lage im Jemen: Dort leiden die Menschen seit Jahren unter einem brutal geführten Krieg. Unsere Teams helfen den Menschen auf beiden Seiten der Front. Wir kümmern uns vor allem um die schwächsten Gruppen wie schwangere Frauen und Kinder. Aber ich möchte auch auf ein Land wie die Zentralafrikanische Republik hinweisen, von dem man so gut wie nie hört. Große Teile der Bevölkerung wurden vertrieben wegen der bewaffneten Gewalt, und es fehlt vielerorts die nötigste medizinische Versorgung. Unsere Teams leisten dort jährlich mehr als 800.000 Behandlungen.

NOMOS Glashütte kooperiert schon seit 2012 mit Ärzte ohne Grenzen. Wie wichtig sind solche Partnerschaften für die internationale Nothilfe?

F. W.: Sehr wichtig. Vor allem, wenn sie auf Augenhöhe sind. Die Kooperation mit NOMOS Glashütte wird von beiden Seiten aus Überzeugung gelebt. Bei Unternehmenskooperationen ist es Ärzte ohne Grenzen wichtig, dass es auch gewisse geteilte Prinzipien und Werte gibt. Wir lehnen deshalb Spenden von Firmen aus einigen Branchen grundsätzlich ab. Dazu gehören zum Beispiel die Rüstungsindustrie oder die Pharmaindustrie.

Ärzte ohne Grenzen im Niger: Ein Mitarbeiter der Organisation behandelt ein mangelernährtes Kind.

Zuletzt ein Ausblick: Verfolgt man die Nachrichten, scheint es weltweit immer mehr Krisen zu geben. Stimmt dies aus Sicht von Ärzte ohne Grenzen – oder: Wie spät ist es, aus Ihrer Sicht?

F. W.: Ich könnte jetzt sagen, dass es fünf vor zwölf ist. Aber das wäre mir zu banal. Insgesamt stellen wir jedoch fest, dass die Konflikte und Krisen weltweit nicht weniger werden. Ein deutliches Indiz dafür sind die steigenden Flüchtlingszahlen. Sie sind so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte. Gleichzeitig schotten die reichen Länder sich ab. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass Menschen in ärmeren Ländern in Not geraten. In Mosambik kam es Anfang des Jahres zu verheerenden Wirbelstürmen. In der Region des Tschadsees und in der Sahelzone sehen wir Mangelernährung infolge der Dürre, die ebenfalls durch den Klimawandel beeinflusst ist. Auch mit diesem Thema müssen wir uns in Zukunft stärker auseinandersetzen.

VERÖFFENTLICHUNG: Oktober 2019
TEXT: NOMOS Glashütte
BILDER: 1. Médecins Sans Frontières (MSF)/Barbara Sigge, 2. Médecins Sans Frontières (MSF)/Nichole Sobecki, 3. Médecins Sans Frontières (MSF)/Julie Rémy