Judith Borowski ist seit vielen Jahren bei NOMOS Glashütte und in der Manufaktur für Design und Marke verantwortlich. Nun wurde sie zur „Frau des Jahres“ gewählt. Doch warum? Hier ein Interview mit unserer Geschäftsführerin.
Glückwunsch, Frau Borowski, zur „Frau des Jahres“! Doch: Wieso denn das?
Judith Borowski: Um ein bisschen bei einer großen deutschen Zeitung zu klauen: An sich wäre ja korrekt „Wir sind Frau des Jahres“. Denn der Preis gebührt inbesondere den Uhrmacherinnen und Uhrmachern – und natürlich Ingenieuren, Werkzeugmachern, Konstrukteuren – in Glashütte. Sie alle bauen unsere tollen Uhren, sie machen unser Unternehmen, machen die Marke NOMOS Glashütte aus.
Und Sie?
J. B.: Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen, dass die Uhren schön sind und die Welt davon erfährt. Das ist der eindeutig kleinere Teil der Arbeit und vor allem: Auch in diesem Bereich arbeiten ja viele tolle Kolleginnen und Kollegen mit. Aber ich freue mich natürlich riesig über diese Auszeichnung für unsere Marke und mich, wenngleich ich etwas rote Ohren habe ob dieser Ehre.
Wem haben Sie die Auszeichnung denn zu verdanken?
J. B.: In der Jury dieses jährlich vergebenen Preises saßen neben dem Horizont-Chefredakteur Dr. Uwe Vorkötter unter anderem Chefinnen und Chefs der „Zeit online“- und „Spiegel“-Redaktion, dem Verlag „Gruner + Jahr“ und dem Zentralverband der deutschen Werbeagenturen.
Also wieso NOMOS Glashütte, wieso Sie? Es gibt doch viele tolle Marken – und tolle Frauen.
J. B.: En masse, ja. Wir waren deshalb sehr überrascht. Zumal wir im Vorfeld nichts von einer Nominierung wussten. Aber: Die Jury fand vor allem gut, dass NOMOS über Jahre hinweg eine klare Haltung bewiesen hat und sich „glaubwürdig gegen Populismus“ positioniert.
Ist Haltung ein Thema für die Werbung?
J. B.: Nein. Wir fanden und finden es einfach wichtig zu sagen, dass wir für andere Werte stehen. Denn: NOMOS Glashütte wurde 1990 gegründet. Demokratie und Freiheit haben unser Unternehmen erst möglich gemacht. Ohne den Mauerfall, 1989 als Erstes von den Sachsen erkämpft, würde es uns nicht geben. Jetzt braucht die Demokratie hie und da ein bisschen Schützenhilfe – von jedem von uns.
Dürfen denn Unternehmen politisch sein?
J. B.: Nicht im Sinne von Parteipolitik, nein. Aber in jenem Sinne, dass auch sie Werte verkörpern sollten, schon. Und Toleranz, Weltoffenheit, Freiheit: All das macht doch unser Leben aus. Ich finde es nicht gut, sich wegzuducken. Die deutsche Geschichte hat uns dies gelehrt – und nach wie vor gilt: Wehret den Anfängen. Leider insbesondere bei uns, in manchen Teilen Ostdeutschlands. Unternehmenschefs kann man, finde ich, vielleicht auch etwas Rückgrat extra abverlangen. Wir sind immerhin zu dritt in der Geschäftsführung, und Roland Schwertner, Uwe Ahrendt und ich waren uns einig: Wir wollen in einem weltoffenen, toleranten Klima arbeiten. Auch in Zukunft. Die beiden anderen sind nun nicht per se ausgezeichnet worden – aber auch ihnen gebührt der Preis mindestens wie mir.
Was macht NOMOS Glashütte denn genau?
J. B.: Klingt banal: Wir finden wichtig, dass wir mehr miteinander reden – Mitarbeiter, Nachbarn, Politiker, alle. Wir haben daher mit der Presse gesprochen, wenn wir gefragt wurden, wir haben unterschiedlichste Politiker getroffen und zu uns eingeladen, haben Workshops für Mitarbeiter initiiert. Diese bieten Raum für Sorgen, Nöte, Fragen. Und die Möglichkeit, den Polemiken der Extremisten auch ein bisschen die Luft rauszulassen: Was ist wirklich dran an den ganzen Klischees und Vorurteilen?
Natürlich sind diese Workshops freiwillig, zudem finden sie während der Arbeitszeit statt. Niemand muss da hin. Aber viele unserer rund 300 Mitarbeiter haben schon mitgemacht, und wir haben tolle Rückmeldungen. Da ist was ins Rollen gekommen.
Eigentlich geht es uns vorrangig aber nicht um politisches, sondern um gesellschaftliches Engagement – etwa in unserer Kooperation mit Ärzte ohne Grenzen: Seit Jahren schon bauen wir Uhren für die nobelpreisgekrönte Organisation, um damit vielen Menschen bessere Zeiten zu bescheren.
Gab es weitere Gründe für die Jury?
J. B.: Ja klar – letztlich ist unsere Hauptaufgabe als Manufaktur, gute Uhren zu bauen. Und dies hat die Jury auch so gesehen: Sie hob etwa unsere hohe Fertigungstiefe, die klare Positionierung der Marke hervor, und dass wir konsistent Handwerk, Qualität, Langlebigkeit und Eleganz verbinden, ohne Schnickschnack.
Auch, dass wir damit den Herkunftsort Glashütte im Osten Deutschlands stärken, war ein Grund dafür, dass wir ausgewählt wurden. Denn hier werden seit 175 Jahren beste Uhren gebaut. Und wie eh und je gilt bei NOMOS Glashütte: Die Glashütter Uhrmacherinnen und Uhrmacher, sicherlich die Besten ihrer Zunft, sind unsere Stars. Ohne sie ginge nichts.
VERÖFFENTLICHUNG: Februar 2020
TEXT: NOMOS Glashütte
BILDER: 1. NOMOS Glashütte/Anatol Kotte, 2. NOMOS Glashütte, 3. NOMOS Glashütte