Mark Braun, 43, hat seit 2006 ein eigenes Designstudio in Berlin. Er arbeitet für Marken wie Lobmeyr, Thonet, mono – und natürlich NOMOS Glashütte. Seine Entwürfe wurden in zahlreichen Galerien weltweit präsentiert und vielfach preisgekrönt, er ist Professor für Produktdesign an der HBK Saar, Saarbrücken.
Und doch: Wer ist Mark Braun? Hier beantwortet er den Fragebogen unseres Magazins.

Hast Du künstlerische Vorbilder?

Mark Braun: Achille Castiglioni ist ein Vorbild – progressiv, überaus aktuell in seiner Gestaltung und auch im hohen Alter neugierig und voller Begeisterung. Oder Konstantin Grcic: Er denkt scheinbar alltägliche Produkte neu, ohne dabei je oberflächlich formal zu sein. Sicherlich aber auch Jasper Morrison, der mit seiner „supernormalen“ Gestaltungsauffassung Produkte protegiert und gestaltet, die formal, funktional und zeitgeistig unaufgeregt sind.

In Zusammenarbeit mit der Wiener Glasmanufaktur Lobmeyr entstand diese Karaffe samt Bechern, aus hauchzartem Kristallglas mundgeblasen und von Mark Braun entworfen.

Was sind aktuelle Projekte, auf die Du besonders stolz bist?

M. B.: Nach wie vor ist die Uhr Metro für NOMOS Glashütte eines meiner wichtigsten Projekte – diese Uhr steht für meine Haltung als Gestalter und ist in all ihren Varianten und Größen ein fein definierter Botschafter für Qualität und Zeitgeist. Darüber hinaus bin ich stolz auf meine Zusammenarbeit mit mono: Für diesen Hersteller haben wir eine re-edition des mono-Ring-Bestecks entworfen. Peter Raacke, der Gestalter des klassischen Bestecks und in den Sechzigerjahren eine der Designgrößen der Ulmer Hochschule für Gestaltung, hat bei dieser re-edition auch mitgewirkt, ich habe mich mit ihm beraten.

Ein weiterer Klassiker: Mono Ring in einer Neuinterpretation von Mark Braun, entstanden in Zusammenarbeit mit Peter Raacke

Wo sammelst Du neue Ideen?

M. B.: Wie Dinge benutzt werden, wie sie funktionieren, welche Symbolik für die Menschen in den Dingen steckt, beobachte ich im Alltag. Und natürlich sind Museen und Galerien ganz essentiell, wenn es um neue Impulse geht. Besonders wichtig ist mir in Berlin zum Beispiel die Galerie König – aber natürlich nicht nur die. Ich brauche die Vielfalt, dieses große Angebot an Visuellem, aber auch an Gedanken. Berlin ist daher für mich ein guter Ort.
Fabriken und Manufakturen sind ebenfalls sehr wichtig: Wenn ich dort studieren darf, wie Materialien beschaffen sind oder wie sie verarbeitet werden, inspiriert mich dies natürlich. Und auch wenn ich im Entwurfsprozess und beim Bauen von Modellen Varianten bilde, neue formale Details entdecke, vielleicht Funktionen verbessern kann – alles ist wichtig, ich könnte auf nichts davon verzichten!

Mark Braun in seinem Studio: Hier werden Gestaltung und Handwerk zusammengebracht, entstehen Sofas, Stühle, Leuchten.

Wann wird Leidenschaft zu Arbeit?

M. B.: Gibt es auch, ja. Wenn der Markt einfordert, dass man sich als Gestalter dem Mainstream zu beugen hat, wenn ich Dinge zu gestalten habe, die keine besondere Relevanz haben, dann wird es mitunter sehr mühsam. Das ist eine Gefahr – für meine Leidenschaft und letztlich auch für die Märkte. Denn austauschbare, irrelevante Produkte: Davon hat die Welt doch schon zu viel.
Traurig ist es auch, wenn der favorisierte Entwurf im Herstellungspreis einfach nicht zu realisieren ist – dann ist es hart, neue Wege zu finden.

Welches von Deinen Produkten ist Dir das liebste?

M. B.: Die Metro Datum Gangreserve, das Original.                                                                                                                    

NOMOS-Modell Metro, Bestseller seit 2014 und mittlerweile in zwölf Versionen erhältlich

Was gefällt Dir daran, nicht frei zu arbeiten, sondern auch für eine Marke wie etwa NOMOS Glashütte?

M. B.: NOMOS Glashütte ist stark und ziemlich progressiv, oft zumindest. Natürlich habe auch ich durch ein solches Unternehmen, eine solche Marke mehr Reichweite. Und vor allem erzeugt die Teamarbeit mit den Expertinnen und Experten vor Ort eine besondere Qualität, die ich beim freien Arbeiten so nicht erreichen würde. Produktdesign bedeutet einfach in aller Regel auch Teamwork.

Gestalten ist vor allem auch Teamarbeit: Mark Braun im Gespräch mit den NOMOS-Designerinnen und -Designern. Von links nach rechts: NOMOS-Gestalterin Lisa Griffel, Markenchefin Judith Borowski und Thomas Höhnel, ebenfalls Produktgestalter der Glashütter Manufaktur.

Womit beschäftigst Du Dich am liebsten?

M. B.: Ich beobachte am liebsten Menschen, ihre Beziehungen zueinander. Aber ich liebe auch das konzentrierte handwerkliche Arbeiten der Produktentwicklung: offline und in meinem Studio.

Was ist 2019 Deine Lieblingsfarbe?

M. B.: Orange.                                                                                                                                                                                

Den German Design Award erhielt nicht nur die von Mark Braun entworfene NOMOS-Uhr Metro. Auch sein Tischbock „m01“, eine Zusammenarbeit mit Thonet, wurde bereits mit dem renommierten Preis ausgezeichnet.

Wenn Du Dir etwas wünschen dürftest: Was wäre das?

M. B.: Eine völlig neue Uhr für NOMOS Glashütte zu gestalten wäre eine tolle Herausforderung – aber da geht es uns Gestaltern ein bisschen wie Musikern: Das zweite Album ist immer das schwierigste.

VERÖFFENTLICHUNG: April 2019 
TEXT: NOMOS Glashütte 
BILDER: 1. Sonja Mueller, 2. Klaus Fritsch, 3. Haw-Lin Services, 4. Fabian Frinzel, 5. Mark Braun, 6. NOMOS Glashütte/Peter Langer, 7. NOMOS Glashütte/Hartmut Nägele, 8. Studio Likeness, 9. Magdalena Lepka