Herr Prenzel, Sie haben dieses Kaliber von Grund auf neu konstruiert. Was heißt das und wo fängt man da an?

Für neomatik Datum haben wir uns jedes der 188 Bauteile einzeln vorgenommen, denn wir wollten einen völlig neuen, komfortablen und schnell zu stellenden Datumsmechanismus. Das auf einer Höhe von nur 3,6 Millimetern zu erreichen, war eine Herausforderung. Über die Jahre haben wir bei der Entwicklung anderer NOMOS-Kaliber, des Swing-Systems und des Rädersatzes schon einiges an Vorarbeit geleistet, viele Erkenntnisse gewonnen. Das hat geholfen. Und natürlich haben wir heute auch ganz andere technische Möglichkeiten als Kollegen, die in den 1970er-Jahren Werke konstruierten – jener Zeit übrigens, in der die meisten Werke entwickelt wurden, die heute in Uhren ticken. Mit wenigen sehr hochpreisigen Ausnahmen. Und NOMOS Glashütte.

Was macht denn Ihren neuen Datumsmechanismus so besonders?

Der neue Datumsmechanismus ermöglicht es, mit ein paar Drehungen der Krone einen halben Monat zu schaffen. Nicht nur nach vorn, sondern auch zurück. Gibt es sonst auch, ist aber selten, in unserem Preisbereich einzigartig. Dass der Datumsring um das Werk herum läuft, kennt man schon von NOMOS Glashütte. Aber hier haben wir es wirklich auf die Spitze getrieben: Das Datum ist nicht nur gut zu stellen, sondern die Anzeige ist auch sehr weit außen und sehr großzügig. Unsere Design-Kollegen freut dieses neue Kaliber – sie haben ganz neue Gestaltungsfreiheit.

Wie ist es möglich, all diese Vorzüge auf einer Höhe von nur 3,6 Millimetern unterzubringen?

Wir haben einiges an Möglichkeiten dadurch, dass wir jedes einzelne Werkteil selbst konstruieren, fast alle auch selbst fertigen. Und diese Möglichkeiten machen kreativ. Auch das Aufzugssystem haben wir von Grund auf neu konstruiert. Und die Funktion des Gesperrs lassen wir platzsparend Doppelklinkenrad, Doppelrad und Rotorzwischenrad übernehmen.

Wie lange hat die Entwicklung des neuen Datumswerkes gedauert?

Vom ersten Pflichtenheft über Teilemuster, Werkzeuge, Muster des Werkes bis zum fertigen Serienwerk kamen drei Jahre zusammen, in denen unsere Abteilung daran gearbeitet hat – also schon einige Mannjahre, denn wir sind in der Abteilung für Forschung und Entwicklung immerhin zu zwölft. Wir waren in dieser Zeit allerdings natürlich nicht ausschließlich mit neomatik Datum beschäftigt.

neomatik Datum besteht aus 188 Teilen. Haben Sie ein Lieblingsteil?

Die Programmscheibe, ein Dreieck mit geschwungenen Kanten. Mit ihr konnten wir im Werk ordentlich Platz sparen: Auf zehn Uhr dreht sich nun ein kleineres Rad. Das lässt nur einmal am Tag das Datum nach vorne wandern, dreht sich aber vier Mal in 24 Stunden. Im Innern dieser Uhr läuft dank der Programmscheibe ein Programm, das nie ein Update braucht – komplett mechanisch.